reSource Statement of Interest

22.12.2011

reSource Statement of Interest

reSource for transmedial culture ist ein neues Konzept für Projekte in Berlin, die über das Jahr hinaus stattfinden, doch auch maßgeblich am Programm der transmediale beteiligt sind. Das Statement of Interest ist eine Einladung für Kollaborations- und Partnerprojekte im Jahr 2012 und darüber hinaus, die darauf ausgerichtet sind, vor dem Hintergrund des Festivals als ein Peer-Produktions-Kontext für Wissen und Recherche, eine Plattform zu schaffen.

reSource for transmedial culture

Statement of Interest und Einladung zur Zusammenarbeit

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reSource ist eine Initiative des transmediale - Festival für digitale Kunst und Kultur Berlin, in deren Rahmen in Zusammenarbeit mit CTM/DISK GbR und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien nach neuen Partnern für das Jahr 2012 gesucht wird.

 

// reSource – Eine neue Initiative des transmediale Festivals

reSource for transmedial culture ist ein neues Konzept für verschiedene über das Jahr hinweg stattfindende Projekte in Berlin, die in direktem Bezug zum transmediale Festival stehen. Es stellt eine Initiative dar, deren fortlaufende Aktivitäten und Events eine maßgebliche Programmpräsenz an den jährlichen Festivals annehmen soll. Ziel von reSource ist es, als vermittelndes Glied zwischen Kulturproduktion im Rahmen von Kunstfestivals und gemeinschaftlichen Netzwerken im Bereich von Kunst, Technologie, Hacktivism und Politik zu agieren, indem es unter seiner Schirmherrschaft die Zusammenarbeit und das Teilen von Ressourcen und Wissen innerhalb der lokalen und internationalen Community aus Kunst und digitaler Kultur sowie dem transmediale Festival Berlin erleichtern soll.

 

Dieses Statement of Interest richtet sich vor allem an lokale und internationale Künstler, Kulturschaffende, Hacker, Aktivisten und Gender-orientierte Communities innerhalb und außerhalb Berlins sowie aus dem weiteren Feld regionaler und internationaler Netzkultur, um in Zusammenarbeit durch Untersuchungen, Experimente und Reflektionen neue Erfahrungen zu sammeln. Indem eine Reihe von Fragestellungen aufgeworfen werden, die die lokale und überregionale Gemeinschaft im Bereich digitaler Kulturproduktion (und darüber hinaus) betreffen, soll das Ziel verfolgt werden, den gegenseitigen Austausch von Methodologien und Wissen zu fördern, projektbezogene Erfahrungen zu sammeln, auf neuen Wegen das kulturell interessierte Publikum anzusprechen sowie eine Meta-Reflektion hinsichtlich möglicher Strategien der Zusammenarbeit anzuregen. reSource wird während der transmediale 2012 durch verschiedener Projekte, die über den Zeitraum des Festivals in Form von Workshops, Talks und Performances Ausdruck finden, vorgestellt und eingeläutet werden.

 

Durch die Zukunftsausrichtung einerseits, und durch die Bedeutung des Festivals als zugängliche und dynamische Plattform für die überregionale Kunstszene, interdisziplinär arbeitende Kulturschaffende und Forscher andererseits, wird reSource for transmedial culture einen wichtigen Teil des 25-jährigen Jubiläums der transmediale darstellen. Der Einführung von reSource im Rahmen des Festivals wird ein Beta-reSource Projekt vorausgehen, das in Zusammenarbeit mit den Partnern des Digital Aesthetics Research Center (DARC) der Aarhus Universität sowie dem Vilém Flusser Archiv organisiert wird und vom 16.-18. November in der Universität der Künste in Berlin stattfinden wird. Im Anschluss an die transmediale 2012 wird reSource seine Aktivität vor allem in Zusammenarbeit mit zwei Partnern fortführen und ausweiten: mit CTM/DISK GbR in Form einer Serie verschiedener Events im Frühjahr 2012, sowie mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Form eines öffentlichen Events im August 2012, in dessen Rahmen die Ergebnisse der ersten Phase der Kollaborationen im Kontext von reSource for transmedial culture präsentiert werden.

 

Dieses Statement of Interest ist gedacht als Einladung für Kollaborations- und Partnerprojekte im Jahr 2012 und darüber hinaus, mit Ausrichtung auf die Schaffung einer Plattform und vor dem Hintergrund des transmediale Festivals als einem Peer-Produktions-Kontext für Wissen und Recherche.

 

// reSource – ein sich über das Jahr erstreckendes Projekt

Wenn eine Quelle („source“) ein Anfang, ein Ursprung einer Sache ist, so soll reSource in diesem Kontext einen Ausgangspunkt für die Schaffung eines verteilten Austauschprozesses und eines gemeinschaftlich ausführbaren (Kunst-)Programms darstellen. Ziel von reSource for transmedial culture ist es, sich als ein über das Jahr erstreckendes Programm zu etablieren und sich entscheidend in die jährlichen Festivals einzubringen. Damit beinhaltet dieses Format sowohl ausführbare Dateien als auch seinen Quellcode. Anhand des Quellcodes kann ein Programm modifiziert oder seine Funktionsweise verstanden werden. Auf reSource bezogen kann dieser Gedanke so verstanden werden, dass diese Initiative zum Ziel hat, eine Netzwerk-Plattform zu schaffen sowie eine Meta-Reflektion zu entwickeln hinsichtlich der Bedeutung und der Handhabung von Netz-Kunst, Hacking und Kunstproduktion in Kollektiven im Kontext internationaler Kunstfestivals.

 

Ausgehend von der Annahme, dass die zunehmende Kommerzialisierung des Kontextes von Austausch und Networking derzeit die Bedeutung von Kunst und Partizipation verändert, stellen sich folgende Fragen: Was sollte die Antwort von Künstlern, Aktivisten und Hackern auf die kritische Auseinandersetzung mit Networking sein? Und wenn Hacker, Künstler und Kulturschaffende im Kontext einer tiefgreifenden kulturellen Transformation der Bedeutung von Partizipation arbeiten und oftmals heikle kulturelle und ökonomische Strukturen reflektieren, welcher Art ist dann die Verantwortung und Rolle von Kulturinstitutionen im Bereich von Kunst und digitalen Technologien hinsichtlich einer kritischen Auseinandersetzung mit kultureller Produktion?

 

In Berlin werden die Praktiken im Bereich von Hacking, Aktivismus und Kunst häufig außerhalb der Gefilde von Kunstinstitutionen realisiert. Manche dieser Vorgehensweisen tragen dabei zur wirtschaftlichen und kulturellen Veränderung und Bereicherung der Stadt bei, werden aber auch leichtes Zielobjekt für marktwirtschaftliche Ausbeutung. Dies ist aber nicht nur ein lokales Phänomen: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, während die Finanzmärkte speziell die Entwicklung der Kulturproduktion, aber auch generell unser tägliches Leben tiefgreifend beeinflussen, werden Flexibilität, direkte Teilnahme und allgemeines Engagement zu einer um sich greifenden ökonomischen Handlungsstrategie. Die zunehmende Einbeziehung der User in den Produktionsprozess schafft sowohl neue Möglichkeiten der Interaktion unter Gleichgestellten als auch solche hierarchischer Kontrolle.

 

Die Analyse der Netzstruktur und der Effekte künstlerischer und hacktivistischer Vorgehensweisen in dezentralisierten sozialen Netzwerken setzt eine Betrachtung von Machtstrukturen, Geschäftsmethoden sowie dem Zusammenhang von Kunst und Wirtschaft voraus. Das Phänomen der sozialen Medien und Netzwerke ruft Gegensätze und Zweideutigkeiten hervor. Das Thema des sozialen Netzwerkens befindet sich in ständigem Wandel und erfordert eine theoretische und empirische Auseinandersetzung sowohl von Forschern als auch Künstlern, Theoretikern wie Praktikern, bevor es völlig verstanden werden kann. Es ist notwendig geworden, die sich gegenüberstehenden Konzepte wie Innovation und Disruptivität, Kooptierung und Opposition als wechselseitige Rückkopplungsschleife und in beide Richtungen wirkende Disruptivität neu zu überdenken.

 

// reSource – ein Laboratorium gemeinsamen Wissens

Ziel von reSource for transmedial culture ist es, ein Laboratorium gemeinsamen Wissens sowie ein Projekt für lokale und überregional verteilte Netzwerke innerhalb der transmediale zu erschaffen, in welchem Berliner und nicht-Berliner Künstler, Hacker, Aktivisten, Forscher und Kulturschaffende in organisierte Events, Workshops und Talks involviert werden sollen. reSource zielt damit vor allem darauf ab Gemeinschaften mit einzubeziehen, die sich nicht nur direkt mit Netzwerk-Technologien, sondern auch kritisch mit dezentralisierten und verteilten Strategien des Netzwerkens und anti-hegemonialen Praktiken auseinandersetzen – von Hackern und Aktivisten über Feministen-, Queer-, Transsexuellen- und Porn-Communities.

 

Im Rahmenkonzept von reSource legt dieses Statement of Interest damit folgende Zielvorgaben fest:

/ Das Neuüberdenken der Konzepte des (sozialen) Networkings, kollaborativer Praktiken, Innovation und Partizipation durch die Schaffung einer Netzwerk-Plattform welche die Grassroots-Communities von Hackern, Künstlern, Performern, Aktivisten, Kuratoren und Kulturschaffenden involviert;

/ Die Anwendung des Konzepts disruptiver Innovation auf den Bereich der Kunst, um in Zusammenarbeit mit lokalen und überregionalen Communities innerhalb und außerhalb Berlins eine kritische Perspektive auf die „Network Economy“ zu werfen und durch die Demontage der Strategien und Mechanismen des Marktes den Versuch zu unternehmen, dessen Funktionsweise zu verstehen;

/ Das Erzeugen disruptiver Modalitäten der Kunstproduktion nach dem Aufkommen sozialer Medien durch die Reflexion disruptiver, dezentralisierter und sozial engagierter Kontexte der Partizipation und Innovation;

/ Die Analyse des Konzepts der transmedialen Kultur durch die Untersuchung kreativer Herangehensweisen im Bereich digitaler und analoger Medien einerseits und durch die Betrachtung der Überschneidungen von Kulturproduktion, Networking und disruptiver Kunstpraktiken andererseits;

/ Die Reflexion von Strategien von Netz-Kunst und Hacktivism durch die Entwicklung einer empirischen Methodologie basierend auf gegenseitigem Austausch zwischen den Mitgliedern der (Post-)Medienkunst-Szene, Kulturschaffenden und Forschern im Bereich der Geisteswissenschaften.

 

Die Analyse dieser Themen setzt notwendigerweise die Anwendung von Methodologien des gemeinsamen Austausches voraus, mittels derer Künstler, Hacker, Aktivisten und Forscher zusammenkommen, um einem praxisorientierten Kontext der Reflexion Form zu geben und um durch einen interdisziplinären, verteilten und vielstimmigen Ansatz ein Feedback sowohl in Richtung der Theorie als auch der Praxis zu geben. Vorgehensweisen von Künstlern und Hackern sind demzufolge sowohl als Quelle für die Produktion kultureller Innovation als auch als eine strategische Herausforderung für die Erzeugung einer Medien-Kritik im Allgemeinen sowie einer Meta-Reflexion hinsichtlich künstlerischer Produktion im Rahmen digitaler Kultur und Netzwerk-Wirtschaft im Speziellen gedacht.

 

Dieses Statement of Interest soll einen ersten Input und Ausgangspunkt für weitergehende Kollaborationen zur Analyse und Produktion disruptiver Praktiken von Hackern und Künstlern im Rahmen des sozialen Netzwerkens darstellen, aber auch einen Ansatz für den Beginn einer gemeinschaftlichen Erforschung der Praxis des Netzwerkens als Strategie in der Kunst und als angewandte Forschungsmethode.

 

Kontakte:
Tatiana Bazzichelli: tbazz@transmediale.de
reSource – Leitung und Konzept-Entwicklung
 
Daniela Silvestrin: ds@transmediale.de
reSource – Programm-Assistenz

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