Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2014: Rosemary Lee

14.01.2014

Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2014: Rosemary Lee

Rosemary Lee, Molten Media
Rosemary Lee, Molten Media

Das Projekt Molten Media von Rosemary Lee verbindet unterschiedliche Diskurse aus Kunst, Technologie und kritischer Theorie durch die Geste eines eingreifenden Experimentierens.

Für das Vilém Flusser Residency Programme for Artistic Research 2014 hat die Jury, bestehend aus Kristoffer Gansing, Annie Goh und Daniel Irrgang, die Künstlerin Rosemary Lee mit ihrem Projekt Molten Media ausgewählt.

Das Projekt Molten Media von Rosemary Lee verbindet unterschiedliche Diskurse aus Kunst, Technologie und kritischer Theorie durch die Geste eines eingreifenden Experimentierens. Molten Media überführt technologische Artefakte in eine fossilienartige Existenz und untersucht dabei ihre Vergänglichkeit und Materialität. Die Geschwindigkeit, mit der sich Technologie entwickelt, schlägt sich in den immer kürzeren Zyklen nieder, in denen unsere high-tech gadgets aus der Sphäre des Wertvollen in Richtung Abfall stürzen. Diese Entwicklung oszilliert mit der rasenden Ausbreitung der Wegwerfkultur auf alle Lebensbereiche, insbesondere in jene, die mit Konsumgütern gekoppelt sind: Sobald eine neue Generation von Technologie auf den Markt geworfen wird, wird die vorangegangene fast unmittelbar obsolet. Molten Media nimmt auf dieses globale Problem Bezug, indem das Projekt scheinbar überflüssig gewordenen technologischen Artefakten neues Leben einhaucht – auch wenn diese Existenz als fossile „Post-Artefakte“ eher als Agonie bezeichnet werden könnte.

Dieser experimentelle Zugang zum technologischen Objekt, der an Transformationsprozesse in Laboratorien erinnert, erlaubt eine ontologische Perspektive auf dessen materielle Struktur und individuelle Lebensspanne. Er erweitert Vilém Flussers phänomenologische Perspektive auf das Objekt zu einer Art des Experimentierens durch das Material hindurch. Gleichzeitig baut das Projekt Flussers Definition von Artefakten als „informierte“ Objekte in Richtung eines weiteren, fossilen Zustands aus. Durch diese künstlerische Forschung, die ontologische Fragen an das einzelne Objekt stellt, könnte das Projekt auch den sehr prominenten Diskursen rund um Spekulativen Realismus und Objektorientierte Philosophie eine praktische Perspektive hinzufügen.

Insbesondere wegen dieses interdiskursiven Potentials von Rosemary Lees Projekt möchte das Vilém Flusser Residency Programme for Artistic Research die Weiterentwicklung von Molten Media fördern und die Künsterin bei der Artikulation ihrer kritischen Haltung unterstützen.

Das Residency Programme ist eine Kooperation zwischen dem Vilém Flusser Archiv an der Universität der Künste Berlin (UdK) und der transmediale, Festival für Kunst und digitale Kultur.

 

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