Outresourcing

04.06.2012

Outresourcing

OutResourcing ist ein Projekt der transmediale, festival für Kunst und digitale Kultur in Zusammenarbeit mit dem CEMA, Center for Experimental Media Arts an der Sristhi School of Art, Design and Technology, Bangalore. Unterstützt vom Goethe Institute im Rahmen von Deutschland und Indien 2011-2012: Unendliche Möglichkeiten. Weiterlesen...

OutResourcing ist ein Projekt der transmediale, festival für Kunst und digitale Kultur in Zusammenarbeit mit dem CEMA, Center for Experimental Media Arts an der Sristhi School of Art, Design and Technology, Bangalore. Unterstützt vom Goethe Institute im Rahmen von Deutschland und Indien 2011-2012: Unendliche Möglichkeiten.

 

Konzeptueller Rahmen

outResourcing untersucht das tiefgreifende Phänomen des Outsourcings aus einer kritischen Perspektive. Outsourcing wird häufig einfach als eine wirtschaftliche Notwendigkeit angenommen oder kritisiert, auf der Basis einer ungleichen Verteilung von Wohlstand, Macht und Arbeitsplätzen. Dieses Projekt nimmt sich dem Phänomen des Outsourcings an - als ein Ort für die Schaffung neuer Mischformen von Subjektivitäten und Wirtschaftszweige. Das Ziel ist die künstlerische Erforschung des Themenkomplex Outsourcing, um outResourcing zu betreiben - in diesem Sinne wird Outsourcing als eine Form kultureller Produktion verstanden, die zu einem wechselseitigem Austausch zwischen verschiedenen kulturellen und wirtschaftlichen Ausgangssituationen.

Bei den Projektteilnehmern handelt es sich um Künstler und Wissenschaftler in Berlin und Bangalore. Sie beschäftigen sich jeweils in einzelnen Projekten damit, Produktionsmethodologien des Outsourcing ins outResourcing umzuwandeln. Die Ergebnisse nehmen unterschiedlichste Formen an - künstlerische Forschung, Toolkits, Seminare und Ausstellungen - die allesamt neue und unerwartete Netzwerke der Kulturproduktion. Durch diese Aktivitäten wird Outsourcing in einem größeren Zusammenhang erforscht, als ein Phänomen, das nicht mehr nur auf Wirtschaft und Business beschränkt ist, sondern als ein Element im Netzwerk der Kulturproduktion, das immer mehr eine zentrale Rolle einnimmt. Wie können wir im Zeitalter des Crowdsourcing, in dem ständige Zusammenarbeit und Teilnahme fast Pflicht geworden sind, neue Werkzeuge und Formen der kritische Analyse entwickeln, um sinnvoll über unsere neuen ausgelagerten Lebenssituationen zu reflektieren?

Zeitplan des Projekts

OutResourcing ist als zweijähriger Austausch zwischen den Teilnehmern aus Deutschland und Indien angelegt. Die erste Phase des Projekts fand 2011 in Berlin, Wien und Bangalore statt und beinhaltete zwei Forschungsprojekte, die in Deutschland und Indien entwickelt und auf dem transmediale Festival in/compatible präsentiert wurden. In der zweiten Projektphase wird eine neue Auswahl an Teilnehmern im Oktober eigenständige Projekte in einer Residency in Bangalore entwickeln. Daraus werden Anfang November ein Seminar sowie im Februar 2013 eine Präsentation auf der transmediale entstehen.

 

outResourcing Phase 1

Von März bis September 2011 begann das Projekt mit Recherche und Entwicklung und der Teilnehmersuche. Der indische Künstler Prayas Abhinav besuchte im September und Oktober im Rahmen seiner Residency bei Coded Cultures Wien zweimal Berlin und gab erste Präsentationen der Projekte “un-Masking” und “Shadow Notation Language”. Im November fand eine dreiwöchige Residency und Workshop an der Sristhi School of Art, Design and Technology in Bangalore von der Berliner Künstlerin Linda Hifling (“Manual”). Schließlich wurde weiter an den einzelnen Projekten gearbeitet, bis zum Höhepunkt der ersten Phase des Projekts: Einer gemeinsamen Präsentation von Kristoffer Gansing, Linda Hifling und Prayas Abhinav auf der transmediale in Berlin im Februar 2012.

 

outResourcing Phase 2

Die Recherche- und Entwicklungsphase des zweiten Projektteils fand von März bis September 2012 statt. Außerdem wurden mögliche neue Teilnehmer kontaktiert. Im Oktober wird es eine neue Residency in Bangalore geben, an der Copieren & Verfälschen (Alexander Mayer, Jo Zahn und Jörn Zehe) teilnehmen werden. Künstler sowie Mitglieder von transmediale, Coded Cultures und der Srishti School of Art, Design and Technology werden sich im November an einem öffentlichen Seminar zum Projektthema beteiligen. Abschließend soll es auf der transmediale 2013 im Januar/Februar eine Präsentation (in Form eines mobilen Seminars in der Stadt Berlin) geben.

 

Teilnehmer und Projekte

Prayas Abhinav (in), Projekt: mas*ing: Insulation

Insulation ist eine Reihe von Objekten, die dazu genutzt werden können, das Leben der Anderen im Internet auf verschiedene Arten, bevorzugt oder in Teilen, zugänglich zu machen. Die Objekte sind für diejenigen bestimmt, denen wir einen besseren Zugang zu einer bestimmten Online-Ressource geben möchten. So können nicht komplett sichtbare Interaktionen im gemeinschaftlichen Lernen und Organisieren und im Aktivismus erleichtert werden. Insulation wird zu einem Werkzeug, um nach Lärm im Autobiographischen zu suchen, um persönliche Geschichten zu schichten und ihnen mehr Tiefe zu geben. Das Projekt wird in Bezug auf die stärkere Sichtbarkeit und die Bedenken gegenüber Datenschutz, Privatsphäre und Geselligkeit outResourcing betreiben. Indem es sich ansieht, wie man die Hierarchien in den Sicherheitsservices zwischen Server und Client fragmentieren, individualisieren und letztlich brechen kann, kann das Projekt ein interessanter Gesprächspunkt dafür sein, über die Natur von Gesprächen und Selbstdarstellung online nachzudenken.

> masking.prayas.in

 

Linda Hilfling (de/dk), Projekt: Manual

Durch eine Reihe von Design-Interventionen, die als subjektiv erzählte Instruktionen dokumentiert sind, untersucht das Projekt Manual, wie lokale Räumlichkeiten in der westlichen Welt materiell abhängig sind von einer komplexen Mischung ‘untoter’ Maschinen und Software, die in sogenannten Entwicklungsländern aufrechterhalten werden. In ihrem Projekt recherchierte Linda mit Studenten in Bangalore, wie Indiens großer Boom des Outsourcing Business durch die berüchtigte Y2K Jahrtausendumstellung angespornt wurde. Es führte zu einer massenhaften Einstellung indischer Programmierer, die veraltete Software aufrecht erhalten und aktualisieren sollten. Sie sollten dabei mit Programmiersprachen und Betriebssystemen arbeiten, die niemand in den sogenannten Industriestaaten mehr erlernen möchte. Das Projekt wird in Form eines ‘Manuals’ (einer Betriebsanleitung) für diese Systeme vorgestellt und nutzt dabei die Befehlsform einer Gebrauchsanweisung als schriftliche und filmerische Dokumentation. In der ersten Phase wurden eine Anzahl unechter Lehrfilme von Studenten der Srishti School gedreht. Die zweite Phase beinhaltet die Veröffentlichung des ‘Manuals’ selbst, und damit die Erzählung einer Forschung und Codes der veralteten Programmiersprache COBOL, das im Sinne des Jahrtausendwechsels auf das ‘Rebugging’ unseres alltäglichen Computerwesens abzielt.

 

Galerie C&V (Alexander Mayer, Jo Zahn und Jörn Zehe), Projekt noch in Entwicklung

Galerie C&V ist eine Gruppe von Künstlern, die aufgrund der Organisation der “Copieren & Verfälschen”-Reihe von Ausstellungen und Aktivitäten im Künstlerhaus Frise in Hamburg zwischen 2007 und 2009 zusammen kamen. Die dazugehörigen Ausstellungen, Vorträge, Film-Screenings, Konzerte und Performances stellen die Anwendung bereits bestehender kultureller Artefakte in der gegenwärten Kunstpraxis in Frage und sehen sich die Umgestaltung der Urheberschaft, Originalität und intelligentuellem Eigentum an. Ihr letztes Projekt “Another Decade of California Color: Charles Arnold & The Missing i” (2010 bis 2012) knüpfte an das Interesse an den Grenzbereichen von Fakten und Tatsächlichkeit an und beschäftigte sich außerdem mit den Bestimmungen von Kunstproduktion in verschiedenen sozio-ökonomischen Rahmen. Für outResourcing werden sie ein Projekt entwickeln, das weiter diese Themen verbunden mit den Paradoxien der ausgelagerten Arbeit in der zeitgenössischen Kunstszene Bangalores behandelt.

 

Öffentliche Präsentationen & Dokumentation

Coded Cultures, 23.09 2011

Die transmediale wurde dazu eingeladen, im September 2011 eine Residency zum Thema “City as Interface” als Teil des Coded Cultures Festival in Wien zu kuratieren. Hier entschieden wir uns für das outResourcing Projekt und luden Prayas Abhinav ein, sein Projekt im Rahmen der Residency weiterzuentwickeln. Es wurde im Wiener MuseumsQuartier in einem Gespräch mit Prayas und dem Künstlerischen Leiter der transmediale, Kristoffer Gansing, am 23. Oktober vorgestellt.

codedcultures.com/post/outresourcing

 

transmediale 2012 in/compatible, 05.02.2012

Die beiden outResourcing Projekte von Linda Hilfling und Prayas Abhinav wurden im Panel des Events "reSource Launch - Zombie Play in the Ludic Salon: reSourcing an Exquisite Media Corpse", im Haus der Kulturen der Welt in Berlin präsentiert. Außerdem wurde die Designobjekte von Prayas Abhinav aus dem Insulation Projekt während des Festivals ausgestellt. Die Audiodokumentation dieser Veranstaltung kann man sich am Ende dieser Seite anhören.

 

Bangalore, Nov 2012
Demnächst, Ort wird noch bekannt gegeben

 

transmediale 2013, Jan 29 - Feb 03. Haus der Kulturen der Welt, Berlin.

Im Laufe des Jahres wird eine Website entwickelt werden, die eine komplette Dokumentation der outResourcing Projekte und Veranstaltungen beinhaltet.

 

Hört euch die OutResourcing Präsentation auf der transmediale 2012 an.

 

 

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