in/compatible publics

Keynote by Jodi Dean (us)
Moderated by Krystian Woznicki (de/pl)

Hunderttausende Menschen reagieren jüngst auf die kapitalistische Enteignung, indem sie Orte besetzen, die sich – vordergründig zwar offen und öffentlich – durch den Besetzungsprozess als gegenüber Vielen geschlossen und als das Eigentum Weniger herausgestellt haben. Als Taktik steht die Besetzung in Reaktion auf die für den kommunikativen Kapitalismus typische Ideologie der Öffentlichkeit. Der kommunikative Kapitalismus verkündet das Aufgehen von Demokratie und Kapitalismus in den vernetzten Kommunikationstechnologien, welche selbst Zugang und Gleichheit, Partizipation und kreatives Engagement versprechen. Die Besetzung erkennt dieses Versprechen an. Der daraus entstehende Wirbel – Pfefferspray, Sturmpanzerung und Zwangsräumung – verraten die Inkompatibilität im Herzen des kommunikativen Kapitalismus. Zugang heißt Zugänglichkeit zum Kapital. In diesem Moment ist die Taktik der Besetzung allerdings mit dem System kompatibel, das es vordergründig eigentlich ablehnt. Daher muss man sich den Unterschied zwischen Besetzung und Politisierung genau ansehen, zwischen Besetzung als Taktik und Besetzung als Form.

(Image: Hobart and William Smith Colleges hws.edu)